Hasenöhrl – l´Orecchia di Lepre

Wer die Berge von Südtirol nicht kennt und erstmals den Namen “Hasenöhrl” hört, der denkt am allerwenigsten daran, dass es sich hierbei um einen Berg handeln könnte. Doch tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Berg, der sogar zu den Dreitausendern Südtirols gehört. Er befindet sich im Westen von Südtirol, genauer gesagt im Vinschgau und gehört zur bekannten Ortlergruppe.

Das Hasenöhrl, teilweise auch „Hasenohr“ genannt, wird auf Italienisch „l´Orecchia di Lepre bezeichnet und hat eine Höhe von 3.257 Metern über dem Meeresspiegel. Vom Marteller Hauptkamm ist das Hasenöhrl der östlichste Berg. Beim Marteller Hauptkamm handelt es sich um eine Bergkette, die von der Fürkelescharte im Westen bis zu der Zufrittspitze im Osten verläuft.

Obwohl das Hasenöhrl eine Höhe von mehr als 3.200 Metern vorweisen kann, sieht der Berg von weitem betrachtet doch eher flach aus, was auf seinen platten, flachen Gipfel zurückzuführen ist. Der Berggipfel ist über relativ leicht begehbare Grate zu erreichen. Die leichte Erreichbarkeit und die Höhe machen das Hasenöhrl damit jedoch zu einem beliebten Aussichtsberg. Denn von seinem Gipfel bietet sich ein hervorragender Rundumblick bis zu den Dolomiten und den Ötztaler Alpen.

Das Kleine Hasenohr mit einer Höhe von 3.131 Metern und die Tuferspitze mit einer Höhe von 3.097 Metern sind die unmittelbaren „Bergnachbarn“ des Hasenöhrls. Im Norden und im Osten des Hasenöhrls befinden sich zwei Gletscher, nämlich das Hasenohrferner und der Kuppelwies-Ferner.

In nördlicher Richtung des Hasenöhrls liegt der Vinschgau, in südlicher Richtung das Ultental.

Besteigung des Hasenöhrls

Das Hasenöhrl wurde über den Westgrat vom Filmjoch aus am 17.08.1895 durch Alexander Burckhardt erstmals bestiegen. Alexander Burckhardt war ein Alpinist, der aus Erfurt kam. Vergleicht man das Datum der Erstbesteigung mit den Daten der Erstbesteigungen der unmittelbaren Umgebung, ist leicht festzustellen, dass das Hasenöhrl relativ spät die Aufmerksamkeit auf sich zog. Denn die große Erschließung der Ortleralpen erfolgte bereits 30 Jahre zuvor. Dies wird auf die relativ harmlose, flache Erscheinungsform des Hasenöhrls zurückgeführt.

Obwohl als Erstbesteiger des Hasenöhrls Alexander Burckhardt gilt, ist bekannt, dass bereits vor ihm Menschen den Gipfel erklommen haben. In seinem Bericht über die Besteigung am 17.08.1895 führt Alexander Burckhardt nämlich aus, dass er auf seinem Weg zum Gipfel – er wählte damals den Weg vom Flimjoch zum Kleinen Hasenohr über den Westgrat – mehrere Steinmänner gesehen hatte. Im Rahmen der Landvermessung wurde das Hasenöhrl bereits vor der Besteigung von Alexander Burckhardt mit sichtbaren Zeichen, wie den von ihm benannten Steinmännern aber auch von Holzstangen versehen. Alexander Burckhardt gilt daher als Erstbesteiger des Hasenöhrls, da er als erster Tourist den Berg bezwungen hatte.

Als Route, um das Hasenöhrl zu besteigen, kann beispielsweise die Route von Latsch genommen werden. Von Latsch gelangt man über die Fraktion Tarsch zur Talstation des Sesselliftes Tarscher Alm, wo sich auch ein Parkplatz befindet. Hier kann man entweder den Sessellift zur Tarscher Alm nehmen oder die – nicht asphaltierte – Straße entlangwandern. Von der Tarscher Alm geht es weiter bis unterhalb der Zirmraunhütte, welche sich bereits auf einer Höhe von 2.252 Metern befindet. Der Weg führt weiter zum Großen Wetterkreuz und zum Tarscher Jochwaal bis zum Latscher Jöchl (2.507 Meter). An diesem Joch ist ein Aquädukt aus dem 19. Jahrhundert zu finden, welche zur Bewässerung der Tarscher Almwiesen errichtet wurde.

In südlicher Richtung geht es weiter den Kamm entlang bis zur Blauen Schneid. Nach einer leichten Blickkletterei geht es weiter bis zum Gipfel des Hasenöhrls. Die herrliche Rundumsicht entschädigt für den Aufstieg allemal. Nicht umsonst kann das Hasenöhrl aufgrund dieser beeindruckenden Aussicht auch als die „Aussichtskanzel über dem Vinschgau“ bezeichnet werden. Nur wer diesen Ausblick einmal genießen konnte, kann nachvollziehen, weshalb das Hasenöhrl einer der schönste Aussichtsberge des Vinschgaus ist.