Das Bergbaugebiet Schneeberg in Südtirol
Zwischen der Gemeinde Moos in Passeier im Südtiroler Burggrafenamt und der Gemeinde Ratschings im Südtiroler Wipptal befindet sich das Bergbaugebiet Schneeberg. Heute wird in dem Bergbaugebiet, welches bereits im Mittelalter betrieben wurde, nicht mehr abgebaut. Allerdings können Interessierte im Südtiroler Bergbaumuseum Einblicke in die lange Bergbaugeschichte in dieser Region bekommen.
Das Bergbaugebiet Schneeberg befindet sich auf einer Höhe zwischen 2.000 und 2.500 Metern über dem Meeresspiegelt und liegt in einem Bergkamm, durch den das Passeiertal vom Ridnauntal bei Sterzing getrennt wird.
Die Geschichte des Bergbaugebiets Schneeberg
Das Bergbaugebiet Schneeberg wurde bereits im Mittelalter bewirtschaftet. So wurde das Bergbaugebiet schon im Jahr 1237 durch einen Notar aus Bozen urkundlich im Zusammenhang mit dem Schneeberger Silber erwähnt, als dieses als Tauschmittel genannt wurde. Man geht anhand von Kupferlöchern (das sind Höhlen in dem Gebiet) sogar davon aus, dass hier bereits in prähistorischer Zeit eine Bergbautätigkeit erfolgt ist, wenngleich man keine genauen Anhaltspunkte über die tatsächlichen Anfänge des Bergbaus hat.
Zunächst wurde in dem Gebiet Silber abgebaut. Nachdem um das Jahr 1360 das erreichbare Silber abgebaut war, wurde die Bergbautätigkeit am Schneeberg zunächst reduziert. Danach erfolgte der Abbau von silberhaltigen Bleierzen, von Kupfererzen und zuletzt von Zinkblende.
Die intensivste Bergbautätigkeit erfolgte Anfang des 16. Jahrhunderts. In 70 Stollen haben hier etwa 1.000 Knappen Blei und Silber geschürft. Zu jener Zeit entstand in St. Martin am Schneeberg eine ganze Siedlung – eine Knappensiedlung – in der die Knappen auf einer Höhe von 2.355 Metern über dem Meeresspiegel wohnten.
Der Abbau erfolgte über eine sehr lange Zeit durch echte Handarbeit, also mit Eisen und Schlägel. Ab dem Jahr 1680 kam Schwarzpulver und ab dem Jahr 1920 Dynamit für den Stollenvortrieb zum Einsatz.
Als Anfang des 19. Jahrhunderts der Schneeberg der k.k. Berg- und Hüttenverwaltung unterstellt wurde, wurde das Bergwerk als eines der großartigsten Erzlager Europas per Gutachten bezeichnet. In dieser Zeit wurde vor allem die Zinkblende abgebaut.
Im Jahr 1979 kam es zu einer vorläufigen Einstellung des Bergbaubetriebs und im Jahr 1985 zu einer endgültigen Schließung.
Besichtigung der Bergbauwelt
Nachdem das Bergwerk im Jahr 1985 geschlossen wurde, hatte die Südtiroler Landesregierung bereits im Folgejahr ein Bergbaumuseum geplant, mit dessen Realisierung bereits im Jahr 1990 begonnen werden konnte. Hierzu wurden Bau- und Sicherungsarbeiten durchgeführt und ein Schaustollen fertiggestellt, sodass es im Jahr 1993 zur Eröffnung des Bergbaumuseums kam.
Der Hauptteil des Bergbaumuseums am Schneeberg befindet sich bei Maiern (gehört zur Gemeinde Ratschings) am Ende des Ridnauntales. Hier befanden sich damals neben einer Knappensiedlung auch die Aufbereitungsanlagen, Transportanlagen, Lagerstätten und Direktionsgebäude. Ebenfalls befindet sich hier ein Schaustollen, der allerdings eigens für das Bergbaumuseum errichtet wurde und damals nicht zum Bergwerk gehörte.
Von der Bergbauwelt Ridnaun Schneeberg werden verschiedene Führungen angeboten, bei denen der Bergbau in dieser Region den Interessierten näher gebracht wird. Zudem gibt es im ehemaligen Arbeiterwohnhaus das erwähnte Museum.
Schneeberg kompakt
Bei der Führung „Schneeberg kompakt“ begibt man sich in einen Schaustollen, wobei man hier als Bergmann ausgerüstet wird und die damaligen Arbeitsbedingungen, welche viele Gefahren hatten, hautnah erleben kann.
Zudem bekommt man die Technik der Erzaufbereitung erklärt.
Zum Ende der Führung besichtigt man noch fünf Schauräume im Knappenwohnhaus.
Eine Führung „Schneeberg kompakt“ dauert etwa zwei Stunden.
Abenteuer Schicht
Beim „Abenteuer Schicht“ bricht man bereits am Morgen um 09:30 Uhr auf. Mit dem Bus geht es zum Poschhausstollen auf eine Höhe von 2.000 Metern über dem Meeresspiegel. Nachdem man mit einer vollständigen Stollenausrüstung ausgestattet wurde, geht es mit der Grubenbahn etwa 3,5 Kilometer direkt in den Poschhausstollen. Am Erzlager beginnt ein Rundgang, wobei man hierbei hautnah erlebt, in welcher Enge sich die Knappen damals bewegen mussten. Am Ende der Tour durch den Poschhausstollen kann man noch mit Spitzeisen und Schlägel sich beim Abschlagen des vorhandenen Erzes beweisen.
Die Führung „Abenteuer Schicht“ dauert etwa sechs Stunden.
Schneeberg BergbauWelt
Bei der Führung „Schneeberg BergbauWelt“ erhalten die Besucher eine Bergmannsausrüstung. Nachdem man mit dem Bus zum Poschhaus gebracht wurde, startet eine Wanderung entlang der alten Knappenwege und Transportanlagen. Die Wanderung führt durch das Lazzachertal und über die Schneebergscharte nach St. Martin und dauert etwa zweieinhalb Stunden. Nach einem Mittagessen führt der Abstieg über Seemoos bis zum Karlstollen. Von hier beginnt der Rückweg von zweieinhalb Kilometern über Schächte, große Abbaue, Schrägaufbrüche und Wasserläufe und schließlich über dreieinhalb Kilometer mit der Grubenbahn wieder in Lazzachertal, wo man dann schließlich mit dem Bus zum Bergbaumuseum zurückgefahren wird.
Schneeberg Junior
Die Führung „Schneeberg Junior“ ist für Kinder und Schüler eine abenteuerliche Exkursion in die Welt des Bergbaus. Hier werden die unterschiedlichen Mineralien vorgestellt, die Besucher begeben sich auf eine spannende Erz-Suche und besichtigen auch den Schaustollen – natürlich in voller Bergmannsausrüstung.
Die Führung „Schneeberg Junior“ dauert etwa zweieinhalb bis drei Stunden.
Museum
Das Museum befindet sich im ehemaligen Arbeiterwohnhaus. Das Museum kann ohne Führung besichtigt werden.
In dem Museum werden unter anderem die Geologie und die Mineralien des Schneeberg und der Umgebung von Sterzing gezeigt. Ebenfalls erfährt man in dem Museum, wie das Erz – vom Saumtier bis zur Seilbahn – transportiert wurde. Kurzum: Alles was mit dem Bergbau am Schneeberg zu tun hat, wird im Museum gezeigt.
Die Sage vom Schneeberg
Vom Schneeberg gibt es auch eine Sage, nach der vor sehr langer Zeit ein Jäger aus Passeier über das Joch nach Ridnaun zog. Für seine Suche nach Steinböcken und Gamswild hatte er einen guten Platz für die Ausschau gefunden, an dem er sich niederließ. Von hinten kam plötzlich eine Jungfrau herangetreten, die ein silberschimmerndes Kleid und wertvolle Schmuckstücke trug. Beide plauderten miteinander und die Frau zeigte dem Jäger noch mehr kostbare Edelstein, welche sie bei sich trug. Damit konnte sie den Jäger sichtlich beeindrucken.
Die Frau versprach dem Jäger, dass er die ganzen Edelsteine und noch viel mehr erhalten könne. Auch würde sie ihm jede Fundstelle zeigen und ihm diese Plätze schenken. Hierfür musste er jedoch ein Versprechen abgeben: Er durfte fortan niemals mehr auch nur ein Stück Vieh jagen. Dieses Versprechen gab der Jäger natürlich der Frau sofort. Auch dem Wunsch der Jungfrau, die Armbrust sofort zu zerschmettern, kam der Jäger auf der Stelle nach. Daraufhin füllten sich die Taschen des Jägers mit den kostbarsten Steinen und die Frau zeigte ihm zahlreiche Orte, an denen Silbererz zu finden ist.
Der Jungfrau lag nicht viel an dem materiellen Wert. Viel wichtiger waren ihr die Umwelt und die Tiere.
Beim Abschied erinnerte die schöne Jungfrau den Jäger nochmals an sein gegebenes Versprechen und wies ihm darauf hin, dass ein Brechen des Eides schlimme Folgen haben würde.
Im nächsten Frühling kam der Jäger mit einigen Knappen an die Stelle, an der er die Jungfrau getroffen hatte. Hier wurden Stollen in den Fels getrieben und die Männer hatten viel Erz zu Tage befördert und mit Schlitten ins Tal gebracht.
Immer im Frühling und in den Sommermonaten kamen die Knappen auf den Schneeberg, auf dem schließlich ein ganzes Dorf und ein Kirchlein, welches dem Heiligen Martin geweiht wurde, entstanden. Der Jäger war sehr reich geworden und viele konnten von dem Jäger profitieren.
Doch eines Tages, als der Jäger älter geworden war, erwachte wieder seine Jagdlust, die stärker und unbezähmbarer war, als je zuvor in seinem Leben. Er baute sich eine neue Armbrust und begann wieder dem Wild nachzuschauen. Eines Sonntags ging er auf die Jagd und hatte einen schönen Steinbock erlegt. Schon kurz darauf löste sich vom Firn ein Eisblock und zermalmte den Jäger. Und auch die Knappen fanden am nächsten Tag kein Silber mehr vor, sondern nur noch ein wertloses Gestein, welches sich weder schmelzen noch verkaufen ließ.
Wussten Sie, dass…
- sich Andreas Hofer, der Tiroler Freiheitskämpfer, im Jahr 1809 nach der zweiten Schlacht am Berg Isel am Schneeberg versteckt hielt?
- 1997 ein kanadisches Unternehmen erneut Schürfrechte für den Schneeberg beantragt hat, welche jedoch abgelehnt wurden?
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