Neumarkt in Südtirol, eine Gemeinde mit Stadtcharakter
Die Gemeinde Neumarkt in Südtirol liegt zirka 25 Kilometer südlich von der Landehauptstadt Südtirols Bozen auf einer Höhe von 217 Metern über dem Meer und ist gleichzeitig der Bezirkshauptort des Südtiroler Bezirks Überetsch-Unterland. Eingebettet im Bozner Unterland hat Neumarkt eine hervorragende Lage auf der Nord-Süd-Achse und erlangte daher bereits im Mittelalter eine hohe Bedeutung als Knotenpunkt für Handelsreisende. Denn wollte man bereits im Mittelalter von Nord nach Süd, kam man notgedrungen durch das heutige Dorfgebiet von Neumarkt, was den heutigen Ort noch heute wesentlich prägt.
Mit ungefähr 5.250 Einwohnern ist der Ort – anders als viele Städte und Dörfer in Südtirol – zwar auch auf den Tourismus ausgelegt, jedoch hat dieser in Neumarkt nicht eine so hohe Bedeutung wie in anderen Orten. Dafür bietet Neumarkt aber für Interessierte viele Sehenswürdigkeiten und gilt als Geheimtipp für Romantiker.
Dass Neumarkt schon sehr unter italienischem Einfluss steht, zeigt die Anzahl der Einwohner, die italienisch als Muttersprache haben. Der Anteil der deutschen Sprachgruppe ist auf knappe 62 Prozent gesunken, während die italienische Sprachgruppe bereits einen Anteil von knapp 38 Prozent ausmacht.
Der Stadtcharakter von Neumarkt
Unschwer wird ein Besucher anhand der Architektur und des gesamten Aussehens noch heute erkennen, dass Neumarkt rein optisch betrachtet einen Baustil vorweisen kann, der aus dem 16. Jahrhundert stammt.
Bei dem Baustil handelt es sich um einen venezianischen Baustil, welcher neben den rund sechshundert Jahre alten Laubengassen Neumarkt einen Stadtcharakter verleihen. Die Häuser mit den Durchfahrten – die so genannten Saalhäuser – runden das herrliche Ortsbild ab und laden mit dem südlichen Flair die Besucher aus fern und nah immer wieder aufs Neue ein. Viele, die sich gerade auf der Durchreise durch dieses Stück von Südtirol befinden, machen gerne einen Abstecher nach Neumarkt, um einen Bummel durch diese bekannten und historischen Lauben - die Arkaden - zu genießen.
Damit das schöne Stadtbild weiter erhalten bleibt, hat Neumarkt in den letzten Jahren viel dafür getan, um über Restaurierungsmaßnahmen die Bauten mit dem venezianischen Stil bestmöglichst zu erhalten.
Die Geschichte von Neumarkt
Obwohl das heutige Ortsbild von Neumarkt im Wesentlichen durch den venezianischen Baustil des 16. Jahrhunderts geprägt ist, wurde Neumarkt schon viel früher gegründet. Im Jahr 1189 wurde Neumarkt vom Bischof in Trient gegründet. Zu jener Zeit erhielt der Ort allerdings noch nicht seinen heutigen Namen. Dieser entstand erst, als der Ort von einem Hochwasser im 13. Jahrhundert aufgesucht wurde. Schon damals hatte der Ort eine hohe Handelsbedeutung. Und so nannte man diesen, nachdem er nach der Überschwemmung wieder aufgebaut wurde, „neuer Markt“, woraus dann der heutige Name „Neumarkt“ entstand.
Herzog Otto von Tirol hatte Neumarkt im Jahre 1309 Privilegien zugesprochen. Danach mussten alle Güter, die nach Neumarkt kamen – egal ob über Schiffe oder auf Wagen – niedergelegt werden. Die Bewohner von Neumarkt hatten dann das Privileg, die Waren weiterzubefördern.
Im Jahr 1340 kam das nächste Unheil über Neumarkt. Allerdings war es in diesem Jahr nicht das Hochwasser, sondern das Feuer. Ein Brand zerstörte in diesem Jahr einige Teile von Neumarkt. Der Landesfürst hatte den Bürgern einen Steuernachlass gewährt, der dann letztendlich den Wiederaufbau ermöglichte bzw. beschleunigte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten von Neumarkt
Ganz Neumarkt ist alleine aufgrund seiner Architektur schon eine Sehenswürdigkeit. Vor allem der historische Stadtkern lädt viele Besucher zum Verweilen ein. Doch auch zahlreiche Baudenkmäler lassen jeden Kulturinteressierten auf seine Kosten kommen. So kann man in Neumarkt eine der schönsten Kirchen Tirols, die im hochgotischen Stil errichtet wurde, besichtigen. Die Kirche „Unsere Liebe Frau in der Vill“ wurde im 14. Jahrhundert erbaut.
Eine weitere Kirche in Neumarkt ist die Pfarrkirche St. Nikolaus. Auch diese sollte sich kein Neumarkt-Besucher entgehen lassen. Die Pfarrkirche, die im 15. Jahrhundert erweitert wurde, steht auf romanischen Grundmauern.
Eine ganz besondere Geschichte hat der Dürerweg, der südlich von Neumarkt, in Laag, beginnt. Albrecht Dürer, der Künstler aus der heutigen Frankenmetropole Nürnberg, müsste genau über diesen Weg das Tal verlassen, nachdem dieses überschwemmt war. Albrecht Dürer war gezwungen, seine Reise nach Venedig über den Berg fortzusetzen.
Weit bekannt und mittlerweile Tradition sind auch die Unterlandler Freilichtspiele und das Ende August eines jeden Jahres stattfindenden Laubenfest.