Welschnofen im Eggental
Welschnofen, auf italienischen Nova Levante, liegt auf 1.180 Höhenmetern und beinhaltet als Gemeinde neben dem Hauptort selbst noch das Gebiet um den bekannten Karersee. Die Lage des Orts ist von atemberaubender Schönheit, denn Welschnofen liegt im Eggental zwischen den Gebirgen Latemar und Rosengarten. Eine nicht unbeachtliche Gemeindefläche von Welschnofen im Gebiet Rosengarten-Latemar besteht aus dem Karerforst. Dort wächst auch des beliebte Klangholz, wohl bekannt zur Herstellung von Instrumenten.
Welschnofen heute
Es ist also nicht schwer zu verstehen, dass die Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schnell zu einem Urlaubsparadies wurde. Skifahren, Klettern, Radfahren, Wandern wird von vielen Touristen bevorzugt in dieser Gegend vorgenommen. Bis heute ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig des Gemeindegebiets. Der Großteil der Einheimischen, die nicht im Tourismusgewerbe vor Ort arbeiten, pendeln zur ihrer Arbeitsstelle in die ca. 20 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Bozen. Auch ein Zeichen der heutigen Zeit ist, dass mehr Südtiroler in Welschnofen eine Zweitwohnung besitzen als dass sie ständig dort wohnen.
Der Karersee, der ja mit seiner zauberhaften Lage zur Bekanntheit dieses Gebietes und damit auch zu dieser Entwicklung beigetragen hat und weiterhin beiträgt, ist ein Magnet für viele Urlauber. Nicht wenige Touristen schicken ihren Lieben eine Postkarte von dem schönen Bergsee nach Hause. Auf der Ansichtskarte ist der See so klar abgebildet, dass sich die Berge und der Wald im grünen Wasser spiegeln. Bei geeignetem Wetter kann dies wirklich so erlebt werden. Da der See direkt an der Dolomitenstraße liegt, wird diese Perle von Urlaubern auch im Zuge einer Dolomitenrundfahrt oftmals bestaunt.
Welschnofen damals
Was sich heute so wunderbar anhört, war in der Vergangenheit ganz anders.
Erst 1860 wurde mit den Bau einer Straße durch das Tal eine Verbindung nach Bozen geschaffen. Bis dato war Welschnofen von der Außenwelt fast abgeschnitten und so auch – ganz im Gegensatz zu seiner Nachbargemeinde Deutschnofen - seit seiner Erfassung in den Geschichtsbüchern arm. Zwar hatte das Dorf durch den Forst eine große Menge an Holzbeständen, konnte sie jedoch wegen fehlender Infrastruktur nicht zum Handel nutzen.
Eine Stärkung der Wirtschaft durch seine natürlichen Ressourcen erfuhr der Ort erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die landwirtschaftlichen Erträge waren sehr spärlich. Es reichte gerade zur Eigenversorgung, wenn überhaupt. Den Bewohnern von Welschnofen war Hungersnot sehr vertraut. Die von ihrem Grundherren – dem Kloster Neustift - eforderten Abgaben konnten sie nur mit Mühe und selten rechtzeitig zahlen.
Äußerst beschwerlich war auch der Weg in den Gottesdienst, da Welschnofen lange Zeit zur Pfarrei Völs gehörte. Einen eigenen Pfarrer konnte man sich nicht leisten. So waren die Gläubigen gezwungen, einen vierstündigen Weg zurückzulegen. Es dauerte bis Mitte des 15. Jahrhundert bis die Welschnofener einen eigenen Pastor hatten. Auch für ihre Verstorbenen mussten sie diesen „Marathon“ absolvieren, bis sich ein Friedhof am Ort befand.
Die Wende für Welschnofen
Mit dem Bau der Straße durch das schöne Eggental im Jahre 1860 kam auch die Wende für das Dorf Welschnofen. Nun konnten die Menschen die gegebenen Quellen verwenden und ihre Schätze wie Holz und die schöne Bergwelt zum Antrieb ihrer wirtschaftlichen Entwicklung einsetzen. Nicht lange, nachdem es mit der Wirtschaft bergauf ging, wurde Welschnofen auch zu einer selbstständigen Gemeinde.
Der einflussreiche Tiroler Politiker Theodor Christomannos leitete die nächsten folgereichen Schritte für Welschnofen ein. Der geborene Wiener hatte es als seine Aufgabe erwählt, Südtirol wirtschaftlich nach vorne zu bringen. Zu einer der vielen daraus folgenden Taten des späteren Meraners zählte auch seine Idee, Welschnofen durch eine Straße näher mit Vigo di Fassa, ein heute bekanntes Schigebiet im Fassatal, und dem Karerpass zusammen zu bringen. Verständlich, dass dies dem Ort auch einen weiteren sozialen und wirtschaftlichen Schub gab. Auch war Christomannos derjenige, welcher das bekannte Grand-Hotel-Karersee in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts erbauen lies. Die „Creme de la Creme Europas“ fand sich dort ein.
Bevor der bis heute anhaltende Wohlstand in die Gegend kam, brach nicht nur über Welschnofen, sondern über das ganze Land eine schwere Leidenszeit herein. Zusätzlich zu dem unglaublichen Schrecken der beiden Weltkriege, kam für Südtirol 1919 noch die zwanghafte Abtrennung von Österreich.