Gais in Südtirol
Gais ist eine Gemeinde, welche im Südtiroler Tauferer Ahrntal liegt. Die Gemeinde hat etwas mehr als 3.200 Einwohner und umfasst auch die Fraktionen Mühlbach, Uttenheim, Lanebach und Tesselberg. Unter Urlaubern ist die Gemeinde Gais mit den dazugehörigen Fraktionen sehr bekannt, denn das Gemeindegebiet bietet beste Voraussetzungen dafür, den Urlaub – egal zu welcher Jahreszeit – zu verbringen. Gais liegt nämlich mitten im Naturpark Rieserferner-Ahrn.
Bruneck, eine von nur wenigen Städten, die es in Südtirol gibt, ist von Gais etwa fünf Kilometer entfernt. Ansonsten ist bei einem Besuch der Gemeinde schnell festzustellen, dass diese sehr stark noch von der Natur geprägt ist. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt diesen Eindruck auch. Von den 60,3 Quadratkilometern, die die Gemeinde umfasst, sind nur 7,9 Quadratkilometer besiedelt.
Wie in nahezu allen Feriengebieten, müssen sich Deutsch sprechende Urlauber hinsichtlich der Verständigung mit den Einheimischen keine Sorgen machen. Denn nahezu die gesamte Bevölkerung hat hier Deutsch als Muttersprache. Nur ein geringer Anteil von 2,7 Prozent spricht hier Italienisch und ein verschwindend geringer Anteil von 0,3 Prozent Ladinisch.
Die Geschichte von Gais
Dass es sich bei Gais nicht um ein Brasilia in Südtirol handelt, kann man bei einem Blick in die Geschichtsbücher feststellen. Schon zu prähistorischer Zeit wurde das Gemeindegebiet von Gais von Menschen besiedelt. So wurden vorgeschichtliche Siedlungsplätze gefunden, welche belegen, dass sich hier schon vor sehr, sehr langer Zeit Menschen niedergelassen haben. Die erste urkundliche Erwähnung von Gais datiert auf das Jahr 985.
Zu Beginn des zweiten Jahrtausends bzw. des 11. Jahrhunderts spielte der Pfarrbezirk von Gais eine bedeutende Rolle. Die Kirche wurde als Eigenkirche der bischöflichen Kirche Bamberg errichtet, nachdem dieser Gais von Kaiser Heinrich II. geschenkt wurde. Der Pfarrbezirk, welcher sogar eine politische Einheit bildete, erstreckte sich sowohl auf den Ort Gais als auch auf Dietenheim, Aufhofen, St. Georgen, Tesselberg, Mühlbach und Lanebach.
Ein bedeutendes Jahr in der Geschichte von Gais war das Jahr 1306. In diesem Jahr wurde Gais zwischen Hugo und Ulrich von Taufers aufgeteilt. Ulrich von Taufers erhielt eine Hälfte von Gais mit der Feste Neuhaus, Hugo die andere Hälfte mit der Feste Taufers. In der Folge entstanden die Gerichte Neuhaus und Taufers. Allerdings ist ab dem Jahr 1400 von dieser Zweiteilung nichts mehr zu lesen, so dass davon auszugehen ist, dass der komplette Ort Gais dem Gericht Uttenheim-Neuhaus unterstellt wurde. Über eine sehr lange Zeit soll sich an diesem Zustand nichts geändert haben. „Erst“ im Jahr 1850 wurde an Gais die Fraktion Lanebach angegliedert. Mühlbach, Uttenheim und Tesselberg kamen schließlich im Jahr 1928 zur Gemeinde Gais.
Gais als Urlaubsort
Während über viele Jahrhunderte hinweg in Gais aus wirtschaftlicher Sicht die Milch- und Viehwirtschaft die bedeutende Rolle gespielt hat, hat für die Gemeinde mit ihren Fraktionen nun auch der Fremdenverkehr große Bedeutung erlangt. Eine reiche Auswahl an – etwa 1.200 – Gästebetten stehen hier den Gästen bzw. Urlaubern zur Verfügung, die inmitten der herrlichen Landschaft ihre Urlaubszeit verbringen möchten. Je nach Urlaubsbudget stehen Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung, die sämtliche Kategorien und Ansprüche abdecken.
Der Naturpark Rieserferner-Ahrn bietet viele Möglichkeiten, sich hier sportlich zu betätigen und garantiert nachhaltige Erholung. Aber auch die Erlebnisse, welche Urlauber in diesem Gebiet machen, werden noch lange positiv in Erinnerung bleiben.
Die Fraktionen von Gais
Wie bereits erwähnt, gehören zur Gemeinde Gais die Fraktionen Mühlbach, Lanebach, Tesselberg und Uttenheim.
Mühlbach
Mühlbach hat etwas mehr als 100 Einwohner. Damit handelt es sich um eine relativ kleine Fraktion der Gemeinde Gais, die allerdings auch auf eine ähnlich lange Geschichte wie die Gemeinde Gais zurückblicken kann. Mühlbach wurde erstmals im Jahr 1137 erwähnt. Über eine lange Zeit lebten die Einwohner von Mühlbach relativ isoliert. So wurde beispielsweise erstmals in den 1960er Jahren eine Straße nach Mühlbach gebaut. Bis dahin konnte man Mühlbach nur per Fuß erreichen.
Lanebach
Lanebach ist mit etwa ein Dutzend Einwohnern die kleinste Fraktion von Gais. Zugleich sind die Lebensbedingungen von Lanebach – der Ort liegt auf einer Höhe von 1.560 Metern über dem Meeresspiegel – äußerst extrem. Oswald von Wolkenstein, der mittelalterliche Ritter, Dichter und Komponist widmete Lanebach, teilweise auch als Lenebach bezeichnet, ein Lied. Oswald von Wolkenstein verbrachte einen Teil seines Lebens auf der Burg Neuhaus als Pfleger und kam daher in diese Gegend. Im Jahr 1418 dichtete er das Lied „zu öbrist auf dem Lenepach“ und beschreibt den Ort so, dass dieser „auf sticklem berg in wilder höch“ liegt. Aufgrund der extremen Lebensbedingungen sagt der Volksmund, dass in dem Ort kein Bauer in seinem Bett stirbt. Diese sterben vielmehr, weil sie vom Holz erschlagen, von einer Lahn (Lawine) erfasst oder verkugelt werden.
Tesselberg
Tesselberg ist ebenfalls eine sehr kleine Fraktion der Gemeinde Gais und hat nur etwas mehr als 40 Einwohner. Der Ort liegt auf einer Höhe von 1.485 Metern über dem Meeresspiegel und wurde bereits im 10. Jahrhundert – im Jahr 990 – erstmals urkundlich erwähnt.
Uttenheim
Uttenheim blickt nahezu auf eine identisch lange Geschichte wie der Ort Gais selbst zurück. Während Gais erstmals im Jahr 985 urkundliche Erwähnung fand, wurde Uttenheim nur wenige Jahre später, nämlich im Jahr 993, erstmals urkundlich erwähnt.
Sehenswertes in Gais und den Fraktionen
Die Gemeinde Gais bietet mit ihren Fraktionen eine Reihe an Sehenswürdigkeiten, die es sich lohnt, bei einem Aufenthalt zu besichtigen. Bei den Sehenswürdigkeiten handelt es sich sowohl um Kirchen als auch um Ruinen und Burgen. Aber auch ein besonderes Museum ist hier zu finden.
Pfarrkirche Hl. Johannes
Direkt in Gais ist die Pfarrkirche zu finden, welche dem Evangelisten Johannes geweiht ist. Die Pfarrkirche zum Heiligen Johannes prägt das Ortsbild wesentlich. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche im romanischen Baustil errichtet. Zunächst sind an dem Bau noch Spuren aus der spätgotischen Zeit zu sehen. Aus dieser Zeit stammen das Langhaus, welches erhöht wurde, und der Turm. Das Gewölbe wurde barockisiert, bis die Pfarrkirche in der Zeit zwischen 1906 bis 1911 renoviert wurde und seitdem einen neuromanischen Stil aufweist.
Ruine Kehlburg
Die Ruine des einstigen Schlosses Kehlburg liegt auf einer Höhe von 1.188 Metern über dem Meeresspiegel. Die Kehlburg wurde Ende des 10. Jahrhunderts errichtet. Leider ist die Burg im Jahr 1944 abgebrannt, so dass diese sich heute nur noch als Ruine vorhanden ist. Wer sich die Ruine des Schlosses Kehlburg dennoch ansehen möchte, der wird mit einem sehenswerten Ausblick belohnt. Denn von der Ruine aus hat man einen beeindruckenden Ausblick ins Tauferer Tal und über das Brunecker Talbecken.
Feuerwehrhelmmuseum
Das Feuerwehrhelmmuseum ist in seiner Art einzigartig in ganz Europa. Im Hotel Burgfrieden hat der Inhaber ein Museum errichtet, in dem auf einer Fläche von etwa 200 Quadratmetern Feuerwehrhelme aus der ganzen Welt ausgestellt werden. Etwa 700 Exemplare sind hier zu sehen, die aus mehreren Zeitepochen stammen. Lesen Sie hierzu auch: Feuerwehrhelmmuseum Gais.
Schloss Neuhaus
Nach etwa zwei Stunden Fußmarsch ist von Gais aus das Schloss Neuhaus zu erreichen. Das Schloss Neuhaus wurde in der Zeit von 1240 bis 1245 von den Herren von Taufers errichtet.
Mühlbacher Badl
In der Fraktion Mühlbach ist das gleichnamige „Mühlbacher Badl“ weit über die Grenzen des Gemeindegebietes von Gais bekannt. Das Mühlbacher Badl befindet sich auf einer Höhe von 1.694 Metern über dem Meeresspiegel und gilt damit als das höchstgelegene Bad vom Pustertal. Doch nicht nur die Höhe des Bades machte das Mühlbacher Badl bekannt. Dem Wasser wird eine Heilwirkung bei Erkrankungen der Verdauungsorgane nachgesagt, weshalb das Bad schnell einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hatte.
Leider brannte das Mühlbacher Bad im Jahr 1967 komplett ab. Das Bad wurde inzwischen zwar wieder errichtet, allerdings wurde der Badebetrieb bisher noch nicht wieder aufgenommen.
Pfarrkirche St. Margareth
Die Pfarrkirche Sankt Margareth befindet sich direkt im Ortszentrum von Uttenheim. Das Gotteshaus wurde im barocken Stil errichtet und ist daher ein wahres Schmuckstück. Schon im Jahr 1175 befand sich an der Stelle, an der die Kirche heute zu finden ist, ein Gotteshaus. Die Kirche, wie sie sich heute zeigt, wurde allerdings erst im Jahr 1774 erbaut.
Wie Gais zu seinem Namen kam
Es gibt unterschiedliche Erklärungen, wie die Gemeinde Gais zu ihrem Namen kam. So gehen Sprachwissenschaftler davon aus, dass der Gemeindename von „ghid“, was aus der indogermanischen Wurzel abgeleitet soviel wie „Anschwemmungsland“ bedeutet, abgeleitet wurde. So erklärt der Namensforscher Karl Finsterwalder die Entstehung des Ortsnamens. Egon Kühebacher, ein Sprachwissenschaftler, geht davon aus, dass Gais vom Personennamen „Gizo“ abgeleitet wurde.
Aber was wäre ein Ort in Südtirol, ohne dass nicht auch der Volksmund seine eigene Geschichte parat hätte? So wird erzählt, dass in Gais einmal die Pest gewütet hat. Sämtliche Einwohner sind dieser Krankheit zum Opfer gefallen – einzige Ausnahme war ein Mann. Dieser hatte eine Ziege gefüttert und hatte sich ausschließlich von deren Milch ernährt. Da nur dieser Mann überlebt hatte, wurde der Ort nach dem Tier „Geiß“ benannt. Eine andere Sage erzählt von einer Frau, die ihre Ziege sucht und deshalb das Dorf verlassen hatte. Während dessen wurde der Ort von einer Mure verschüttet. Damit hatte das Tier – die Geiß – der Frau indirekt das Leben gerettet und der Ort wurde nach dem Tier benannt.