Laas, eine Gemeinde im Vinschgau

Laas ist eine Gemeinde, die sich im Südtiroler Vinschgau befindet und damit im westlichen Teil des Ferienlandes Südtirol liegt. Zu Laas gehören die Fraktionen  Allitz, Tschengls, Tarnell, Tanas, Eyrs und Parnetz. Diese Fraktionen waren bis zum Jahr 1929 eigenständige Gemeinden und wurden in diesem Jahr zur Großgemeinde Laas zusammengeschlossen.

Insgesamt hat die Gemeinde Laas mit ihren Fraktionen fast 4.000 Einwohner, die fast alle Deutsch zur Muttersprache haben. So stehen hier 98 Prozent der Einwohner mit deutscher Muttersprache nur 1,6 Prozent mit italienischer Muttersprache und einen verschwindend geringen Anteil von 0,2 Prozent mit ladinischer Muttersprache gegenüber.

Wer Laas hört, der denkt meistens sofort an den Laaser Marmor, der in der Gemeinde abgebaut wird und der den Bekanntheitsgrad der Gemeinde enorm – weit über die Grenzen Südtirols – gesteigert hat.

Der tiefste Punkt des Gemeindegebietes liegt auf einer Höhe von 832 Metern über dem Meeresspiegel. Das Zentrum von Laas liegt auf einer Höhe von 868 Metern; das Gemeindegebiet selbst erstreckt sich jedoch bis auf eine Höhe von 3.545 Metern über dem Meeresspiegel. Im Norden von Laas befindet sich der Sonnenberg, im Süden der Nödersberg. Bei Laas beginnt das Laasertal.

Nur zirka fünf Kilometer entfernt von Laas liegt die Gemeinde Schlanders; Schlanders wiederum ist der Hauptort des Südtiroler Vinschgaus. Die Staatsstraße SS 38 führt direkt an Laas vorbei. Das Landschaftsbild im Umkreis von Laas wurde durch Trockenheit und Überschwemmungen, aber auch durch Vermurungen, geprägt.

Geschichte von Laas

Dass Laas bereits im Jahr 1209 erstmals urkundlich erwähnt wurde, zeigt die lange Geschichte, auf die der Ort sicherlich mit Stolz zurückblickt. Die erste Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Laas war allerdings bereits früher. Hiervon zeugen Funde wie beispielsweise einer Lanzenspitze aus Bronze. Daher kann heute mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass in dem Gebiet von Laas bereits in vorgeschichtlicher Zeit Menschen zugegen waren.

In der Urkunde, in der Laas erstmals erwähnt wurde, wird der Ort nach als „Laz“ bezeichnet. Wie der Name Laz bzw. Laas entstanden ist, kann heute nicht genau nachvollzogen werden. Daher gibt es über die Namensentstehung nur Mutmaßungen. Der Sprachforscher Egon Kühebacher geht beispielsweise davon aus, dass Laas bzw. eine Abwandlung dieses Namens  eine vorromanische Bezeichnung für Schuttkegel, Schottergeschiebe oder Gestein war. Eine andere Variante der Namensbildung besagt, dass Laas vom lateinischen Wort „lacus“ abgeleitet wurde. Lacus heißt so viel wie „See“. Dieser See könnte sich an der Etsch einmal gebildet und dem Ort damit seinen Namen gegeben haben.

Ab dem Jahr 1293 befand sich in Laas eine Zollstation, die bis zum Jahr 1820 – also über mehrere Jahrhunderte hinweg – in Betrieb war.

Heute wie damals handelt es sich bei Laas um ein Arbeiter- und Bauerndorf. Zwar hat Laas mit seinen Gassen, Straßen und Hinterhöfen, eine ganz besondere Faszination, die man sich anschauen sollte. Im Fremdenverkehr spielt Laas, im Gegensatz zu den überwiegenden Gemeinden Südtirols, eine eher untergeordnete Rolle.

Ihren hohen Bekanntheitsgrad hat die Gemeinde Laas vor allem durch den Marmor – den Laaser Marmor – der hier abgebaut wird. Der Marmorabbau in diesem Gebiet begann bereits in der Römerzeit, wenngleich mit der systematischen Gewinnung des Marmors erst Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen wurde. Der Laaser Marmor ist ein weißer Marmor, ein kristallines und relativ grobkörniges Kalkgestein. Die hohe wirtschaftliche Bedeutung, die der Laaser Marmor für den Ort spielt, hat dem Gestein auch den Beinamen „weißes Gold“ eingebracht. Aber nicht nur in Weiß ist der Laaser Marmor erhältlich. Er ist in den unterschiedlichsten Farb- und Struktursortierungen zu bekommen und wird unter anderem für Skulpturen und Bauelemente in der ganzen Welt verwendet.

Sehenswürdigkeiten von Laas

Wer die Gemeinde Laas besucht, der kann sich hier eine ganze Reihe an Sehenswürdigkeiten ansehen.

Pfarrkirche zum Heiligen Johannes dem Täufer

Die Pfarrkirche von Laas wurde dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Bereits in der frühen Zeit des alpenländischen Christentums befand sich an dem Ort, an dem die Pfarrkirche heute zu finden ist, eine Kirche. Der Beginn der Kirche geht auf einen spätromanischen Ursprung zurück. Hierfür ist ein Indiz, dass die Kirche dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht wurde.

Im Rahmen von Restaurierungsarbeiten, die im Jahr 1974 durchgeführt wurden, stieß man auf Überbleibsel einer Marmorkirche, die auf die karolingische Zeit – etwa Anfang des 13. Jahrhunderts – zurückzuführen sind. Während der Restaurierungsarbeiten wurden der Apsis und der Chorraum freigelegt. Der Grundriss hatte verraten, dass es sich bei der heutigen Pfarrkirche einst um eine einschiffige Saalkirche gehandelt hat.

Die erste Kirche wurde etwa um das 5. oder 6. Jahrhundert erbaut. Die aufgedeckten Mauerzüge stammen nach Ansicht von Kunstsachverständigen aus dem 9. Jahrhundert. Dass also an der Stelle, an der heute die Pfarrkirche steht, bereits mehrere Gotteshäuser erbaut wurden, ist mit dem Umstand zu erklären, dass  die Kirche im Laufe der Zeit immer wieder vergrößert und verschönert werden sollte.

Kandlwaal

Der Kandlwaal ist eine hölzerne Rinne, welche zu den Sehenswürdigkeiten von Laas zählt. Diese Holzrinne war einst ein Teil des Bewässerungssystems, welches aus Waalen bestand. Leider ist der Kandlwaal heute nicht mehr vollständig zu sehen. Der Kandlwaal überquerte damals die Etsch und hatte eine Länge von etwa 600 Metern. Aufgrund eines Brandes im Jahr 1907 wurde der Kandlwaal weitestgehend zerstört. Teilstücke hiervon können allerdings noch heute besichtigt werden.

Sankt Martin

Auf einem kleinen Moränenhügel liegt die St. Martin-Kirche von Laas. Bei diesem Hügel handelte es sich einmal um eine Kult- und Siedlungsstätte, wie man anhand der hier erzielten Funde annimmt. Namensgeber der Kirche war der Heilige Martin, der für einen frierenden Bettler seinen Mantel teilte, um diesem zu helfen. Die Kirche wurde erstmals im Jahr 1323 erwähnt. Doch eine Kirche soll bereits viel früher an dieser Stelle erbaut worden sein; Fachleute vermuten, dass sich unter dem Bau der heutigen Kirche ein wesentlich älterer Kirchenbau befindet.

Leider finden heute in der Kirche St. Martin keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt. Allerdings ziehen jedes Jahr am Martinitag – also am Namenstag der Kirche – die Menschen zum Feiern des Messopfers zur Kirche. Bei der Kirche findet auch immer im Frühjahr das Holzscheibenschlagen statt, mit dem traditionell der Winter ausgetrieben wird. Vom Martinsbühl lassen hier die Buben die glühenden Holzscheiben in das Tal rollen. Auch ist der Platz vor der Kirche im Herbst zum Almabtrieb ein Schauplatz. Lesen Sie auch: St. Martin-Kirche in Ums, Völs am Schlern.

Sankt Marx (Markus)

In der Nähe des Etschufers befindet sich die Kirche St. Marx. Dieses Gotteshaus liegt südlich der Pfarrkirche zum Heiligen Johannes dem Täufer und wurde dem Evangelisten Markus, kurz: St. Marx, geweiht. Urkundlich wurde die Kirche erstmals im Jahr 1323 erwähnt und gehört damit zu den vier ältesten Kirchen, welche sich in Laas befinden. Wie auch bei den anderen in Laas befindlichen Kirchen gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die Kirche bereits weit vor ihrer ersten urkundlichen Erwähnung erbaut wurde. Bei der Kirche Sankt Marx-Kirche geht man davon aus, dass das Gotteshaus bereits im 11. Jahrhundert erbaut wurde und es sich um die erste Pfarrkirche von Laas gehandelt hat.

Sankt Nikolaus-Kirchlein

An der östlichen Grenze von Laas befindet sich das Sankt Nikolaus-Kirchlein, welches von den Einheimischen „Sonta Clas“ bezeichnet wird. Das Gotteshaus wurde etwa Ende des 15. Jahrhunderts, Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. Allerdings wurde das Gebäude später nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt. Dies ist auch heute noch der Fall. Im Zuge der Reformen wurde die kleine Kirche von Josef II im Jahr 1786 seiner religiösen Funktion enthoben und profaniert. So diente die Sankt Nikolaus-Kirche über Jahre hinweg nur mehr als Geräteschuppen, bis im Jahr 1984 das Landesdenkmalsamt das einstige Gotteshaus restaurierte. Zwar wird der Kirchenbau heute nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt, wird aber für Ausstellungen von Künstlerarbeiten für sinnvollere Aufgaben herangezogen.

Sankt Sisinius

Im westlichen Teil von Laas befindet sich die Kirche Sankt Sisinius. Die Kirche wurde auf einem Hügel gebaut. Von den kleinen Kirchen in Laas ist die Sankt Sisinius-Kirche die „Größte unter den Kleinen“, wie diese vom Bischof Johannes von Chur im Jahr 1638 in einem Visitationsprotokoll einmal bezeichnet wurde. Die Sankt Sisinius-Kirche zählt zu den ältesten Kirchen des Tales und gilt auch als Wahrzeichen des Vinschgaus. Bei dem Kirchenbau handelt es sich zwar um einen schlichten Bau, allerdings wird hier jeder Besucher die Ruhe und Gelassenheit spüren, die die Sankt Sisinius-Kirche ausstrahlt. Der schlichte Bau der Kirche und die umliegende karge Landschaft ergänzen sich bestens.

Maria Lourdes

Bei der Maria Lourdes-Kirche handelt es sich um die jüngste Kirche, die es in Laas gibt. Die Kirche, die sich auf der Laaser Höhe befindet erfreut sich äußerster Beleibtheit. So kommen zu der Kirche Jahr für Jahr 40.000 bis 50.000 Besucher. Auch von zahlreichen Paaren, die sich in der Kirche trauen lassen möchten, wird das Gotteshaus ausgewählt.

Am 15.06.1885 verunglückte an der Stelle, an der sich die Kirche heute befindet, Benedict Edler von Vintschgau aus Meran tödlich. Damals befand sich hier eine Brücke. An dem Unglückstag kam von Mals ein Stellwagen und stürzte wegen eines scheu gewordenen Pferdes die Böschung hinab. Dabei kam der Mann um Leben, dessen Witwe dann an dieser Stelle eine Marienkapelle errichten ließ. Die Marienkapelle wurde bald zu einem beliebten Wallfahrtsort und daher schnell zu klein für die zahlreichen Pilger. Pfarrer Ortner aus Laas hatte, nachdem er von einer Pilgerfahrt aus Lourdes in Südfrankreich zurückkam, beschlossen, die Kapelle zu einer Kirche auszubauen. Die erforderlichen finanziellen Mittel wurden schnell gesammelt, so dass die Kirche, welche Maria Lourdes genannt wurde, im neu-romanischen Stil errichtet werden konnte.

In den Jahren 1975/1976 wurde die Kirche renoviert und die Sakristei und das Presbyterium erneuert. Im Jahr 1983 bekam die Kirche eine neue Glocke. Die Maria Lourdes-Kirche feierte im Jahr 1993 ihr 100jähriges Bestehen.

Laas und die Freizeit

Wie bereits erwähnt, zählt Laas nicht zu den Top-Ferienorten in Südtirol. Dennoch kann man hier ein Urlaubsquartier in sämtlichen Preiskategorien finden. Neben den Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde Laas bietet die umliegende Landschaft ausreichend Gelegenheit für unvergessliche Wanderungen, beispielsweise zur Laaser Spitze. Aber auch interessante Radwege stehen in Laas zur Verfügung.

Daher besuchen Sie bei ihrem nächsten Aufenthalt im Vinschgau das Marmordorf Laas!

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