Das Renaissance-Schloss Velthurns in Feldthurns
In Feldthurns im Südtiroler Eisacktal befindet sich mit dem Schloss Velthurns – auf Italienisch: „Castel Velturno“ – eines der schönsten Schlösser Südtirols. Auch wenn das historische Gemäuer von außen eher unauffällig erscheint und am Rande der Gemeinde zu finden ist, wird einem Besucher die Schönheit und Kostbarkeit der Innenausstattung während einer Führung näher gebracht.
Zudem hat man vom Schloss Velthurns aus einen traumhafter Blick in das Eisacktal und sogar bis zu den Geislerspitzen am Talschluss des Villnösser Tals.
Die Geschichte von Schloss Velthurns
Christoph von Madruzzo hatte im Jahr 1577 dem Brixner Baumeister Matthias Perlati mit der Erstellung des Bauplans und der Bausausführung für das Schloss Velthurns beauftragt, welches am ehemaligen Kohlgrubhof errichtet werden sollte.
Als Christoph von Madruzzo verstorben ist, hat sein Neffe – Christoph von Spaur – den Auftrag zum Weiterbau im Jahr 1578 gegeben. Christoph von Spaur war nicht nur Neffe von Christoph von Maruzzo, sondern auch Fürstbischof von Brixen.
Das Schloss Velthurns wurde im Renaissance-Stil errichtet, wobei der Rohbau bereits im Jahr 1580 so weit fortgeschritten war, dass man in diesem Jahr mit der wandgebundenen Ausstattung beginnen konnte. Im Jahr 1580 wurden auch auf die Außenfassade vom Maler David Sobach zwei Sonnenuhren gemalt, eine im Osten und eine im Süden. Die Sonnenuhr an der Südfassade ist noch gut erhalten und prägt das Fassadenbild an der Seite des Haupteingangsbereichs.
Von 1582 bis 1583 erfolgte die Ausmalung der Räume im ersten Stock. Die Malereien haben Michele und Orazio, zwei Maler aus Brescia, übernommen. Bagnatore übernahm die Malereien im Piano nobile.
Was die vielsagenden und ausdrucksstarken Wandmalereien betrifft, sind diese ein wesentlicher Teil, über die im Rahmen einer Führung berichtet wird.
Nach der Fertigstellung von Schloss Velthurns wurde dieses als Sommersitz von den Bischöfen genutzt. Ab dem Jahr 1803 ging es in kaiserlichen Besitz über. Nachdem es sich eine Zeit lang in Privatbesitz befunden hatte, wurde das Schloss von den Fürsten von und zu Lichtenstein Johann II. der Stadt Bozen geschenkt und ging an den heutigen Eigentümer – das Land Südtirol – am 18.07.1978 über.
In den Jahren 1979 bis 1983 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten an dem Schloss durchgeführt, im Rahmen derer es unter anderem zu einer neuen Dacheindeckung kam.
Die Katharinenkapelle im Erdgeschoss
Im Erdgeschoss wurde auf Veranlassung von Kardinal Andreas von Österreich (Fürstbischof von Brixen) eine kleine Kapelle gebaut. Diese Kapelle wurde – wie man ausgeht – der Heiligen Katharina von Alexandria deshalb geweiht, damit an Katharina von Madruzzo erinnert wird. Katharina von Madruzzo wiederum war die Mutter von Fürstbischof Thomas von Spaur.
Bei dem Altar in der Kapelle handelt es sich um einen einfachen Rahmenaltar, auf dem Szenen aus dem Martyrium der Heiligen Katharina zu sehen sind. Die Malereien wurden von Hans Schmid, einem Innsbrucker Hofmaler, angefertigt. Der Altar ist mit geschnitzten Blumenvasen und Ornamenten verziert, welche vom Tischlermeister Hans Rumpfer angefertigt wurden.
Aufgrund von Feuchtigkeit im Erdgeschoss wurde die Kapelle im 18. Jahrhundert in das zweite Obergeschoss verlegt. Heute befindet sich die Katharinenkapelle allerdings wieder an ihrem ursprünglichen Platz.
Das erste Obergeschoss
In das erste Obergeschoss gelangt man über eine Steige aus Granitstufen, wo man zunächst in einen großen Saal gelangt. Dieser Saal ist mit einer Kassettendecke ausgestattet. Fünf Räume zweigen von diesem Saal ab, von denen die „untere Stube“ besonders erwähnenswert ist. Dieser Raum befindet sich direkt unter dem Fürstenzimmer, welches sich im zweiten Obergeschoss befindet und das schönste Zimmer von Schloss Velthurns ist. Im unteren Saal befindet sich ein grüner Ofen, der als Prachtstück sofort die Blicke der Besucher auf sich zieht. Ansonsten ist an den Wänden des Raumes bzw. der Stube der Jahreszyklus gemalt, der den Jahreslauf in Form der vier Jahreszeiten zeigt. Ebenfalls wird an den Lauf der Jahreszeiten mit dem Sonnenwagen des Apolls erinnert. Die Vergänglichkeit wird mit dem Triumph des Lebens und dem Triumph des Todes aufgezeigt.
Das zweite Obergeschoss
Ähnlich wie das erste Obergeschoss verfügt auch das zweite Obergeschoss über einen Mittelsaal, welcher durch eine Kassettendecke abgeschlossen ist. Der Zyklus „Circulus Victissitudinis Rerum Humanarum“, der den Kreislauf der Welt abbildet, ist leider nur noch in Fragmenten vorhanden. Der Krauslauf der Welt zeigt, dass der Friede den Handel, der Handel den Reichtum, der Reichtum den Hochmut, der Hochmut den Streit, der Streit den Krieg, der Krieg die Armut, die Armut die Demut und schließlich die Demut wieder den Frieden bringt.
Im zweiten Obergeschoss befindet sich mit dem Fürstenzimmer das Zimmer bzw. der Raum von Schloss Velthurns, der am besten und hochwertigsten ausgestattet ist. Das Fürstenzimmer diente einst dem Fürstbischof und seinen Gästen als Wohnraum.
Man sagt, dass für die pompöse Ausstattung des Raumes einst über einen Zeitraum von sieben Jahren, sieben Monaten und sieben Tagen sieben Tischler beschäftigt gewesen sein sollen. Für die Ausstattung des Zimmers sollen auch sieben Holzarbeiten verwendet worden sein.
Im Fürstenzimmer befindet sich mit dem Majolikaofen ein Ofen, der ein wahrer Blickfang ist. Es handelt sich um einen blauen Ofen, der an der Fortseite das Wappen des Auftraggebers mit einem bischöflichen Wappen zeigt. Die Heilsgeschichte wird in 22 Feldern des Majolikaofens dargestellt.
Führungen und Veranstaltungen
Wer Schloss Velthurns besichtigen möchten, der kann dies im Rahmen von Führungen tun, welche in den Monaten März bis November angeboten werden. Die Führungen finden an den Wochentagen Dienstag bis Sonntag jeweils um 10:00 Uhr; 11:00 Uhr; 14:30 Uhr und 15:30 Uhr statt. Zusätzlich werden in den Monaten Juli und August noch an den genannten Tagen um 16:30 Uhr Führungen angeboten.
Montags bleibt das Schloss Velthurns geschlossen.
Neben den Führungen wird das Schloss noch für Theateraufführungen und Konzerte genutzt.
Die archäologische Dauerausstellung
Schloss Velthurns beherbergt im Erdgeschoss eine archäologische Dauerausstellung, welche auch am Ende einer Führung angesehen werden kann. Es werden hier Funde gezeigt, die sowohl in Feldthurns, aber auch im gesamten Eisacktal während verschiedener Grabungen gefunden wurden. Die Grabungen selbst hat das Amt für Bodendenkmäler der Autonomen Provinz Südtirol veranlasst.
Einen kleinen Einblick in Funde aus der Tanzgasse – hier befindet sich in Feldthurns der Archeoparc – gibt eine Wandvitrine, welche sich in der archäologischen Dauerausstellung befindet.