Kastelruther Trachtenmuseum

Das Museum rund um die Trachten im Südtiroler Schlerngebiet

Südtirol ist bekannt für seine schönen traditionellen Trachten und seine Traditionen, die bis heute gepflegt werden. In dem am 31.05.2019 neu eröffneten Trachtenmuseum in Kastelruth stehen die traditionellen Gewänder und ihre Herstellung im Mittelpunkt. Anhand der Tracht wird den Besuchern aber auch ein wichtiger Bestandteil des regionalen Brauchtums nähergebracht.

Das neue Trachtenmuseum im Dorfzentrum

Besucher, die durch Kastelruth schlendern, werden sehr schnell feststellen, dass in Südtirol auch heute noch gerne Tracht getragen wird. Die Träger der Tracht hegen häufig eine enge Verbundenheit mit dieser Art der Kleidung, denn diese ist mehr als nur ein einfaches Kleidungsstück. Vielmehr verrät die Tracht einiges über ihren Träger. Besonders interessant ist es, dass die Details des Gewandes Auskunft über die genaue Herkunft des Trägers gibt. Denn von Dorf zu Dorf ändern sich die Details und so ist auch die Kastelruther Tracht einzigartig und klar dem Ort zurechenbar.

Aus Liebe zur Tracht entstand in mühevoller Arbeit das neue Trachtenmuseum. Die Mitglieder des Heimatpflegevereins Schlern haben lange gesammelt, sich um Leihgaben bemüht und auch die Räumlichkeiten mit viel Aufwand in ein Museum verwandelt. Zu finden sind die neu entstandenen Museumsräume im Dorfzentrum im sogenannten Ansitz Lächler, dem ehemaligen Gebäude der örtlichen Raiffeisenbank.

Tracht zu Zeiten Karls des Großen

Ihren Ursprung hat die Südtiroler Tracht und somit auch die Kastelruther Tracht zu Zeiten Karls des Großen. Bauern durften zu dieser Zeit keine teure Kleidung tragen. Entsprechend wurde den Menschen vorgeschrieben, dass sie sich mit einfachen Kleidungsstücken begnügen mussten. Die findigen Bewohner Südtirols fertigten sich entsprechend Kleidungsstücke aus Materialien, die sie selbst herstellen konnten. So waren die ursprünglichen Trachten sehr bescheiden, denn sie waren im Grunde Arbeitskleidung und zusätzlich besaß jeder auch ein Sonntagsgewand, welches etwas aufwendiger gefertigt wurde.

Da die Tracht als Arbeitskleidung getragen wurde, sind bei den Frauen die Schürzen ein wichtiger Bestandteil der Tracht, denn diese konnte ohne großen Aufwand gewechselt werden. Sie schützte das eigentliche Kleid vor Verschmutzungen.

Bei einem Besuch im Trachtenmuseum Kastelruth wird deutlich, wie sich die Tracht später veränderte, denn ab der Herrscherzeit von Kaiserin Maria Theresia durfte auch die einfache Bevölkerung ihre Kleidung frei wählen und die Kleidung unterlag nicht mehr den vorherigen Vorschriften. Ab dieser Zeit wurden die Trachten mit Verzierungen versehen und aus hochwertigeren Stoffen gefertigt und es entstanden nach und nach die traditionellen Trachten, wie sie noch heute im Straßenbild von Kastelruth zu finden sind.

Die Besonderheiten der Tracht

Bei einem Besuch im Trachtenmuseum wird deutlich, über was eine Tracht alles Auskunft gibt. So ist ein grundsätzlicher Bestandteil der klassischen Damentracht eine weiße Leinenbluse, die an den Ärmeln und am Kragen mit Spitze verziert ist. Zudem besteht die Tracht aus einem engen schwarzen Samtmieder und einem weiten und langen Faltenrock, über dem eine Schürze getragen wird. Die Schürze kann je nach Anlass aus hochwertiger Seide, feinem Leinen oder robuster dünner Wolle bestehen. Am Mieter einer Frau ist erkennbar ob sie bereits verheiratet ist, denn Mädchen dürfen ihr Mieder mit Schleifen und Kettchen verzieren, während Frauen auf diesen Tand verzichten und nur passende Schultertücher mit Fransen zur Tracht tragen.

Bei den Herren besteht die traditionelle Bekleidung aus der ledernen Kniehose. Zu dieser wird ein „Leibl“ aus schwarzem Samt getragen, welches zum Teil aufwendig bestickt ist und auf einem schlichten Leinenhemd getragen wird. Das Prunkstück der Herrentracht ist der breite Gürtel, der mit Federkielstickereien verziert ist. Ebenso wird in Kastelruth ein Ring mit den Kastelruther Farben getragen, der das Halstuch zusammenhält. Abgerundet wird die Tracht durch passenden bestickten Socken, robusten Trachtenschuhen und natürlich dem klassischen Hut, der häufig mit Federn geschmückt ist. Dazu wird meist eine typische Lodenjacke getragen.

Ein reizvoller Überblick über die Vielfalt der Trachten

Das Museum setzt sich sehr detailreich mit der Geschichte der Trachten in Kastelruth auseinander und so wundert es nicht, dass sich sehr alte Trachten und sehr aufwendige Sonntagstrachten unter den Ausstellungsstücken finden. Oftmals werden besondere Trachten in der Familie weitergegeben und so präsentiert das Museum auch Leihgaben, die ab und an das Museum wieder verlassen, um getragen zu werden. Dabei handelt es sich häufig um besonders aufwendige Stücke, die eng mit der persönlichen Familiengeschichte der Trägerin verbunden sind.

Neben wunderschönen Trachten präsentiert das Museum auch historische Postkarten, die ebenfalls einen Einblick darüber geben, wie sich die Tracht im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Ein besonderes Highlight ist es jedoch, dass Besucher auch einen Einblick bekommen, wie aufwendig es ist die Tracht anzuziehen und mit welchem Aufwand dies verbunden ist. Gerade Frauen sind dabei auf Hilfe angewiesen, denn es geht letztlich darum, dass zum Beispiel beim Rock jede Falte akkurat sitzt.