Schlossruine Boymont

Schloss Boymont: grandioser Ausflugsort mit langer Geschichte

Als Burgruine des Hochmittelalters thront Schloss Boymont (Boimont) hoch über Missian, einem Ortsteil von Eppan westlich von Bozen in Südtirol, der nördlichsten Provinz Italiens. Die monumentale Ruine ruht auf einem schroffen Felsrücken, der bereits prähistorische Siedlungen der Eisenzeit trug. Ein wenig unterhalb des Castel Boymont liegt das prächtige Schloss Korb.

Castel Boimont: beeindruckende Baugeschichte

Ab etwa 1220 entstand der Burgbau über ca. zehn Jahre hinweg. Dieser Abschnitt des Hochmittelalters läutete die folgenden zwei intensivsten Dekaden des Burgenbauens in Tirol ein: Speziell Schloss Runkelstein und die bekannte Haselburg entstanden in jener Blütezeit.

Castel Boimont (oder Boymont) bauten wohl Angehörige der Eppanischen Grafen, insbesondere Heinrich von Boymont. Heinrich diente seinem Grafen Ulrich von Eppan-Ulten, einem der Herren von Boymont, die Mitte der 1240er zudem Burg Payrsberg ihr Eigentum nannten. Zu den späteren Herrschern von Boymont zählte Chever de Poimont (Käfer von Boymont), der besondere Bedeutung genoss.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gehörte Burg Boymont dem Kanzleischreiber Ulrich Kassler aus Oberösterreich: Er hatte 1413 Barbara Käfer von Boymont geheiratet, die jenes Castel geerbt hatte. Mithin erlebte der bürgerliche Ulrich Kassler einen steilen sozialen Aufstieg, auch dank seiner bevorzugten Behandlung durch Herzog Friedrich, den Landesfürsten Tirols. Das Ehepaar lebte ein Dutzend Jahre auf seiner Burg, die eine vermutete Brandstiftung 1425 zerstörte.

Burg Boymont: klassische romanische Burganlage

Der einst prachtvolle Burg- und Schlossbau entstand als nahezu perfektes Rechteck ohne bekannte Bauunterbrechungen. Der Entwurf verblüfft für das Hochmittelalter mit seinen klaren Konzepten, wohl inspiriert durch Bauten der späteren Stauferzeit.

Für eine Burg wirkt die Architektur nur moderat wehrhaft: Boymont diente besonders dem luxuriösen Leben. Die militärische Schlagkraft ging ohnehin vorwiegend von der nahe gelegenen Burg Hocheppan aus.

Seit dem dramatischen Brandereignis aus 1425 fand kein Ausbau der großzügigen Wohnanlage statt. Minimale Zubauten und bauliche Änderungen zerstörten nicht den originalen Charakter der stattlichen Wohnburg.

Die mehreren Geschosse des repräsentativen Saalbaus (Palas) liegen in der Burgecke mit Blick gen Südosten. Herrliche Gänge (Triforien) in der mächtigen Ringmauer weichen den Burgcharakter zu Gunsten eines majestätischen Eindrucks auf.

Der enorme Hauptturm der Prachtburg wacht in ihrem Nordosten. Seine merkwürdig große Öffnung des östlichen Rundbogens erinnert an die Burgruine Neuhaus. Auch Burg Payrsberg weist diese Eigentümlichkeit deutlich auf. Der zierliche Nebenturm des Nordwestens der Ruine verleiht der gesamten Anlage eine anmutige Asymmetrie als optische Ausrichtung des Baus in der Landschaft.

Eine klassische Burgkapelle im ersten Stock ruht erhaben über dem großen Eingang. Ihr gut erhaltenes Nebengewölbe (Apsis) blickt nach Osten als Symbol christlicher Hoffnung für den neuen Tag. Diese typische Orientierung teilt die Apsis mit ihrem Gegenstück in Schloss Bruck nahe Lienz (Osttirol).

Herz der Burg Boymont: die romanische Burgkapelle

Burg- und Schlosskapellen der Romanik dienten den damals wesentlichen Bedürfnissen der Herrscher nach religiöser Orientierung und Ruhefindung. Auch das Gefolge der Schloss- oder Burgherren durfte seine christlichen Rituale dort ausüben.

Etliche jener mehr oder minder prächtigen Kapellen fungierten zugleich als Ort der letzten Ruhe. Als recht teure Investition zieren Kapellen nur relativ wenige Adelssitze der Romanik: Meist begnügten sich die weniger mächtigen beziehungsweise begüterten Herrscher mit einem Nebenraum und dessen Altar. Auch in diesem Sinne bildet das Burgschloss Boymont eine sehenswerte Ausnahme.

Fazit: Schlossruine Boymont – Reiseziel mit Mehrwert

Heute begrüßt die gesicherte, sehenswerte Schloss- und Burgruine die Gäste eines gastronomischen Betriebs in ihrem ausgedehnten Innenhof. Dort lassen sich schmackhafte Speisen mit mittelalterlichem Flair genießen. Architektur und landschaftliche Lage der ehemaligen Wohnburg laden Kultur- wie Naturfreunde unbedingt zu einem ausgedehnten Besuch ein.

Bildnachweis: © Klaus Brauner